Theater Heidelberg
2010
Jenseits von Eden
nach dem Roman von John Steinbeck
in einer Fassung von Nina Steinhilber und Sarantos Zervoulakos,
Deutschsprachige Erstaufführung
Premiere: 01.10.2010
Regie: Sarantos Zervoulakos
Bühne und Kostüme: Geraldine Arnold
Dramaturgie: Nina Steinhilber
Mit Franziska Beyer, Bastian Semm, Jan Andreesen, Ronald Funke
Pressestimmen
"Diesseits der Leinwand"
von Jürgen Berger, Theater heute, Seite 52, Januar 2011
"(...) Dass jetzt, da das Theater die Spielzeit mit John Steinbecks Kain-und-Abel-Geschichte eröffnet hat, ein Theaterabend diesseits der Leinwand daraus werden konnte, hat mit der fehlenden Bühnenadaption und damit zu tun, dass Nina Steinhilber und Sarantos Zervoulakos zuerst einmal eine Spielfassung erstellen mussten.
Dabei gehen die Dramaturgin und der Regisseur einen Schritt weiter als Paul Osborn, der das Drehbuch zu Elia Kazans Verfilmung schrieb. Ging es damals nur um die Speckseite der Geschichte aus dem kalifornischen Salinas-Tal, also um den Farmer Adam, der einen seiner beiden Zwillingssöhne bevorzugt und den anderen so kränkt, dass Unheil unausweichlich ist, holen Steinhilber/Zervoulakos weiter aus. Auf die Bühne kommen auch jene Teile der Familiengeschichte, in denen es um Adams Jugend und sich reproduzierende Familienstrukturen geht. (...)
Steinbeck erzählt die Familiengeschichte wie eine griechische Tragödie, und die Heidelberger Bühnenfassung folgt ihm auf diesem Weg. Die Schauspieler schlüpfen in verschiedene Rollen. Man sieht Bastian Semm als Adam in Jugendjahren, während Ronald Funke, anders als im Film, ein schwacher, durchaus auch empfindsamer alter Adam ist und sich leicht schüttelt, als wehre er sich gegen dieses Bild eines Mannes, das ihm da aus seinem früheren Leben entgegenscheint.
Sarantos Zervoulakos, der zum ersten Mal in Heidelberg inszeniert, gelingen in solchen Parallelszenen Momente, in denen Steinbecks Figuren ihr Leben als widerstreitende Erinnerung wahrnehmen. Und er hat in Jan Andreesen einen Caleb, der nie in Gefahr kommt, eine James-Dean-Kopie zu sein. Da steht kein nur tief gekränkter und schon mal in sich zusammensinkender Sohn. Andreesen ist einer jener trotzigen Jungmänner, die sich von der Welt verachtet fühlen und beschlossen haben, nun ihrerseits die Welt zu verachten. Solange Zervoulakos' sich in solchen Spannungsfeldern bewegt, erzählt er eine tiefgründige Familiengeschichte.(...) Immer wieder scheint er sich in diesem auf mehr als zwei Stunden zusteuernden "Jenseits von Eden" aber auch ausgeruht zu haben. (...)Solche Ruhepausen ändern allerdings nichts daran, dass "Jenseits von Eden" eine gelungene Romanadaption ist, weil das Theater kein großes Kino sein will. (...)"