Theater Oberhausen
2011
Iphigenie auf Tauris
von Johann Wolfgang von Goethe
Premiere: 18.Februar 2011
Regie: Sarantos Zervoulakos
Bühne: Raimund Orfeo Voigt
Kostüme: Geraldine Arnold
Dramaturgie: Simone Kranz
Pressestimmen
Sarantos Zervoulakos entlockt Goethes Jamben eine hochemotionale Zimmerschlacht.
Von Klaus M. Schmidt, www.nachtkritik.de vom 18.02.2011
(...)Die Auswahl des Stücks für den Spielplan verdankt sich überwiegend Stadttheater-Pragmatismus, denn "Iphigenie" ist Stoff fürs Zentralabitur. Allerdings gibt mit diesem Stoff der neunundzwanzigjährige Regisseur Sarantos Zervoulakos sein Oberhausener Regiedebüt.
Zervoulakos ist Absolvent des Wiener Max Reinhard Seminars und gilt, spätestens seit seine Diplominszenierung "Peer Gynt" im vergangenen Jahr zum Hamburger Nachwuchsfestival Körber Studio Junge Regie eingeladen war, als Regiehoffnung.
Akkustische Spielortmarkierung
Die Bühne ist karg. Ein weißer Raum ohne Türen. Hier stehen ein Sessel, zentral ein Sofa, ein Stuhl, alle eher schäbig. Der Boden ist bedeckt mit unzähligen Reclam-Heftchen. (...)
(...) Alle bleiben die ganze Zeit anwesend. Michael Witte (Thoas) und Martin Hohner (Orest) üben sich in Vogelgezwitscher, markieren so akustisch den Spielort, den Hain der Diana. Ein kleiner Witz zum Einstieg.(...)
Die Fremde zivilisiert den Einheimischen
(...)Elisabeth Knopp hat als Iphighenie am Anfang ihre Worte schnell parat. Im Dialog mit Arkas, dann mit Thoas erweist sie sich als erfahren im Führen von Debatten. Im Auf und Ab des Blankverses wirkt das so eloquent wie elegant. Martin Hohner als Orest durchbricht als erster diese Eleganz. Dem lastet zu viel auf den Schultern, dem kommt der drohende Opfertod gerade recht. Das macht er besessen-depressiv deutlich - bis sich ihm Iphigenie als Schwester zu erkennen gibt, worüber sich beide wie närrische Kinder freuen.
Zimmerschlacht der Gefühle
Nun hat Iphigenie ein Problem, das mit Schlagfertigkeit allein nicht zu lösen ist.(...)
(...)Regisseur Sarantos Zervoulakos schickt sie so in die Sprachlosigkeit, als Thoas sie bedrängt. Dann greift dieser nach Helm und Schwert ... Was würde geschehen ohne die sprachmächtige Iphigenie? Die Situation unter den Männern könnte eskalieren. (...)
(...)Mit Konzentration auf die Sprache, dem Vermeiden von Pathos, dem so sparsamen wie genauen Einsatz szenischer Mittel und dem kalkulierten Aufbieten weniger emotionaler Ausbrüche entlockt Sarantos Zervoulakos Goethes Jamben in Oberhausen eine Zimmerschlacht der Gefühle. Fast fällt es dabei nicht einmal auf, wie monströs das Schicksal der Tantaliden ist. Eine handwerklich konsequente Inszenierung eines noch jungen Regisseurs.(...)