Staatstheater Mainz
2012
Die Katze auf dem heißen Blechdach
von Tennessee Williams
Premiere am 07.04.2012
Regie: Sarantos Zervoulakos
Bühne: Raimund Orfeo Voigt
Kostüme: Geraldine Arnold
Dramaturgie: David Schliesing
Mit Lisa Mies, Monika Dortschy, Verena Bukal, Bernd-Christian Althoff, Marcus Mislin, Gregor Trakis, Stefan Walz, Tibor Locher
Pressestimmen
"(...) Geht es um Sport und Homosexualität, hat man es auch heute noch mit einem explosiven gesellschaftspolitischen Thema zu tun. (...)
(...)Wir sind mitten in einem "Vom Whisky verweht" der bigotten 1950er Jahre. In Mainz inszeniert hat es Sarantos Zervoulakos, der vor zwei Spielzeiten ganz überzeugend John Steinbecks "Jenseits von Eden" für Heidelberg adaptierte und sich jetzt mit Haut und Haaren auf Tennessee Williams' Figurenpanorama einlässt.
Raimund O. Voigt hat dazu ein verglastes Treibhaus auf die Bühne gestellt, das sich nach zwei Seiten öffnen lässt. Zu Beginn gibt es einen der längsten Eröffnungsdialoge der Theatergeschichte: Maggie bearbeitet Brick, er hantiert mit diversen Whiskyflaschen und einer Krücke; ein Paar in der Sackgasse und zwei Mainzer Schauspieler, die die Nuancen des Textes auskosten.
Lisa Mies' Maggie ist sich ihrer Wirkung auf Männer bewusst, spielt das aber nicht bedingungslos aus. Da ist ja nur Brick, zu dem es für sie so gar keine Alternative gibt und aus dem Bernd-Christian Althoff einen sanft verstockten Schweiger macht. (...)
Sarantos Zervoulakos inszeniert mit Gespür für Rhythmus und verordnet dem Paar gelegentlich Schweigeminuten. Was eine nervende Zutat der Regie sein könnte, gehört in Mainz organisch zum Spiel der Verachtung.
Dann kommt Big Daddy, der Patriarch, dem die Ärzte bislang die brutale Wahrheit verschweigen und der noch die Nachricht zu verkraften hat, dass das wohl seine letzte Geburtstagsfeier gewesen sein wird - der Krebs frisst ihn auf. Marcus Mislin spielt das mit der knarzigen Trockenheit des Selfmade-Barons, der im heißen Süden der USA ein kleines Königreich regiert und Klartext redet, auch wenn das andere zutiefst verletzt. Er basht vor allem Big Mamma, bei Monika Dortschy ein geprügeltes Wesen macht, das um einen Anschein von Würde kämpft und immer im falschen Augenblick zu viel redet - bis zu dem Moment, da das Erbgeschachere des älteren Sohnes ihr so auf die Nerven geht, dass sie plötzlich Statur gewinnt.
Zuvor war da allerdings noch das lange Gespräch zwischen Big Daddy und Brick, dieses langsame Tasten hin zum Grund der Verstörtheit des Sohnes. Sarantos Zervoulakos akzentuiert Bricks Ringen um Abstand zu seiner vermeintlichen Homosexualität so eindeutig, wie man das selten sieht. Auch da ist er ein Regisseur, der nah am Text arbeitet und trotzdem nicht den Überblick verliert. (...)"