Theater Oberhausen
2012
Amphitryon
von Heinrich von Kleist
Premiere am 25.05.2012
Regie: Sarantos Zervoulakos
Bühne: Raimund Orfeo Voigt
Kostüme: Geraldine Arnold
Dramaturgie: Simone Kranz
Mit Elisabeth Kopp, Manja Kuhl, Henry Meyer, Klaus Zwick,Peter Waros , Sergej Lubic
Pressestimmen
"Die Welt als Dudelsack" von Simon Broll
Interview aus Spiegel-Online vom 23.05.2012
(...)Wenig Effekthascherei, viel Sprachgefühl: Der Jungregisseur Sarantos Zervoulakos ist ein Textpurist. Am Theater Oberhausen bringt der Deutschgrieche jetzt Kleists Lustspiel "Amphitryon" auf die Bühne.(...)
(...)"Kleist hatte ein Gespür für derben Texthumor", meint Regisseur Sarantos Zervoulakos. "Bei ihm geht es den Figuren verbal an den Kragen." Dass Zervoulakos den Kleistschen Wortwitz lobt, verwundert wenig. Der 31-jährige Deutschgrieche, in Thessaloniki geboren und in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen, gilt als Bewahrer der klassischen Theatersprache. Seine Inszenierungen erheben den Anspruch, die Texte unverändert vorzutragen (...)
(...)"Ich glaube nicht, dass rigoroses In-Slang-Setzen ein Stück jünger macht", sagt der Regisseur. Vielmehr gehe es darum, das Publikum zum besseren Hören einzuladen.
(...)Und gerade dies mache laut Zervoulakos den Humor aus: "Man lacht, weil man in den Figuren Verwandte oder Freunde erkennt."
(...)Zervoulakos erschafft ein System aus gegenseitigen Bekundungen: Ich glaube an dich, also bist du. Ich glaube nicht an dich, also verschwindest du.
Besonders deutlich wird dieses Muster in Bezug auf das Schloss, vor dessen Toren laut Kleistscher Textfassung die Personen aufeinandertreffen. Der Eingang zum Palast verwandelt sich bei Zervoulakos in ein Absperrband, wie man es aus Warteschlangen an Kinokassen oder Freizeitparks kennt. "Jeder könnte durch, wenn er nur das Band abzieht", meint der Regisseur. "Doch weil sich alle an die Absperrung halten, bleibt der Weg verschlossen."
Der Mensch, so zeigt es Zervoulakos, ist ein Regelwesen. Er grenzt sich mit Gesetzen ein, um existieren zu können. "Amphitryon" verdeutlicht, was geschieht, wenn alle Gewissheiten wegfallen. Die Welt gerät in Chaos, sie wird zum Hexenkessel.
Oder zum Dudelsack, wie Kleist erkannte.(...)